Was macht Corona mit mir als Fotografin?
Eigentlich bin ich ein Mensch, der ständig unter Strom steht. Mein Kopf arbeitet 18 Stunden am Tag. Immer habe ich das Gefühl, dass auf meinem Schreibtisch noch Sachen liegen, die beendet werden müssen. Dass ich etwas verpasse, wenn ich nicht mit meinen Freund*innen einen Kaffee trinken gehe oder auf dem Event XY auftauche. Nicht selten kommt es vor, dass ich in der Eile über meine eigenen Füße stolpere. Seit mehr als zwei Wochen bin ich nun weitestgehend zu Hause, ich habe nicht nur meine sozialen Kontakte auf ein minimales heruntergefahren, sondern vor allem auch mich selbst entschleunigt. So versuche ich am Tag, 3-4 Stunden konstruktiv zu arbeiten. Manchmal gelingt es mir, manchmal nicht. Die restliche Zeit versuche ich mir Zeit für mich zu nehmen. Was mir ehrlich gesagt nicht leicht fällt. Ich habe es seit Jahre nicht mehr getan. Anfänglich beherrschten zudem große Existenzängste meinen plötzlich sehr ruhigen Alltag. Seit Mitte März wurden reihenweise alle meine Jobs abgesagt. Plötzlich steht man mit leeren Händen da und weiß nicht, wie die laufenden Kosten bezahlt werden sollen. Vor allem aber weiß man nicht, wann es wieder besser wird. Dennoch kam bei mir irgendwann der Punkt, der mir beruhigt hat. Mit dem Wissen, dass wir in einem reichen Industriestaat mit einem guten Gesundheits- und Sozialsystem leben, versuche ich mich nun mit mir und meinem Körper auseinanderzusetzen. Eine sehr ehrliche Reise, die manchmal schmerzt, von der ich aber hoffe, dass ich sie in dieser Zeit noch zu Ende bringe.